mit weitem abstand

Thomas Carlyle

Am nördlichen Londoner Themseufer, wo die Cheyne Row im Süden Kensingtons sich zum Fluss hin öffnet, vom Wasser durch eine schmale Allee getrennt, sitzt auf einem Steinquader eine dunkle, überlebensgroße Bronzefigur. Der Dargestellte, ein kräftiger Mann von vorgerückten Jahren, hält das Kinn grüblerisch, nicht uneitel, in die Hand gestützt. Die schwere Stirn liegt in Falten, nachdenklich ruht der Blick auf den schäbigen Vierteln des Südufers.

Es ist Thomas Carlyle, der bis zu seinem Tod im Jahr 1885 in der Cheyne Row eines der hübschen, gepflegten Reihenhäuser bewohnte. Philosoph, Historiker, „Political Polemicist“, ist er im Lauf der Jahrzehnte zu einer philosophiegeschichtlichen Randfigur geworden, skurril, verschroben, ein  Methoden und fachwissenschaftlichen Diskursen gegenüber verächtlicher Irrationalist. Der Heldenverehrer mit den düster umwölkten Brauen, den die Engländer zur Blütezeit ihres Empire als „Victorian Prophet“ verehrten und dem Bismarck den Pour le Mérite verlieh, ist in den Hintergrund getreten.

223 S., Königshausen & Neumann, Würzburg 1989

Unter all den dicken Büchern und dünnen Broschüren, die im vergangenen Jahre zur Belustigung oder Erbauung der "gebildeten Welt" in England erschienen sind, ist die obige Schrift [Thomas Carlyle, "Past and Present", London 1843] die einzige, die des Lesens wert ist. (...) Ihr mögt suchen wie ihr wollt, Carlyles Buch ist das einzige, das menschliche Saiten anschlägt, menschliche Verhältnisse darlegt und eine Spur von menschlicher Anschauungsweise entwickelt.

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